Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Tod und Leben – wie eng sie doch oft beieinander liegen.
In der vergangenen Nacht ist ein Mann gestorben, der fast zwei Jahrzehnte als Bürgermeister die Geschicke der Stadt Grimmen lenkte: Benno Rüster. Zwei Tage zuvor war sein zweites Enkelkind geboren worden, ein Mädchen.
Benno Rüster war ein Fels von Mann: unverrückbar, standhaft, kantig – aber auch natürlich, verlässlich und sturmerprobt. Wenn er etwas sagte, hielt er Wort. Er passte in die Stadt und wird ihr fehlen. Bei der Bürgermeisterwahl im Jahr 2015 holte er 83 Prozent der Stimmen – obwohl es einen Gegenkandidaten gab. Das sagt alles.
Als mich die Nachricht von seinem Tod heute kurz vor 14 Uhr erreichte, entschied ich gemeinsam mit unserer Grimmener Lokalchefin Almut Jaekel, Benno Rüster mit einem Nachruf zu ehren. Dabei war auch ich zunächst geschockt: Es ist immer etwas anderes, jeden Tag über den Tod von Wildfremden zu lesen und zu schreiben, als vom Lebensende eines Menschen zu erfahren, den ich persönlich kannte, in dessen Stube ich saß – wie so viele Menschen vor und nach mir.
All jene werden sich an ihn erinnern – und wenn seine zwei Tage alte Enkeltochter einmal groß ist, wird sie vermutlich stolz auf ihren Opa sein, wenn die Menschen ihr von ihm erzählen. So lebt er weiter – irgendwie.
Herzlich,
Stellvertretender Chefredakteur