Liebe Leserinnen, liebe Leser,
diese Nachricht hätten wir lieber nicht verbreitet: Die MV Werften haben heute
Insolvenz angemeldet. Wieder einmal ist der Traum vom Fortbestand des Schiffbaus in Wismar, Rostock und Stralsund ausgeträumt, zumindest der “global dream”, der globale Kreuzfahrttraum, der mit dem Namen des fernöstlichen Weltkonzerns Genting verbunden war. Wie viele Hoffnungen waren damit verbunden!
Ein schwarzer Tag, ein bitterer Tag, kein Zweifel. Alle Bemühungen, die Struktur der vergangenen Jahre mit staatlichen Hilfsgeldern zu retten, sind letztlich gescheitert - an was oder wem auch immer. Den schwarzen Peter will natürlich niemand haben. Genting zeigt auf Landes- und Bundesregierung, die wiederum pocht darauf, dass der Konzern, der gerade noch einen Kredit auf dem Klageweg erzwingen wollte, wenigsten zehn Prozent der benötigten Mittel selbst bereitstellen sollte. Er tat es nicht. Ist die Rettung der MV Werften an ein paar Millionen Euro gescheitert? Oder daran, dass der Bau von Kreuzfahrtschiffen in Corona-Zeiten kein Geschäftsmodell mehr ist?
“Insolvenz ist scheiße” , hat die Betriebsratsvorsitzende Ines Scheel heute Mittag vor dem Wismarer Werfttor gesagt. Meine Kollegin Kerstin Schröder hat darüber berichtet.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig betonte am Abend, wie wichtig es sei, dass jetzt schnell ein Insolvenzverwalter eingesetzt werde, damit die “Global Dream”, die zu drei Vierteln fertiggestellt in der Wismarer Werfthalle liegt, zu Ende gebaut werden kann. Und dann muss daran gearbeitet werden,
tragfähige Perspektiven für die Zukunft der Werftstandorte zu entwickeln. Potenzial und Know how sind ja nicht verloren.
Zunächst aber geht es darum, wie es für die Werftarbeiter weitergeht, die statt des nicht gezahlten Dezemberlohns hoffentlich zügig Insolvenzausfallgeld bekommen sollen. Auch für die betroffenen Zulieferer müssen Lösungen gefunden werden.
Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind heute vor allem bei den Schiffbauern und ihren Familien. Ihnen wünsche ich alles Gute.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Jan-Peter Schröder
Chef vom Dienst